Allein auf dem Coast to Coast Walk - Trailtagebuch Teil 1

Am 26. Mai habe meine Wanderung auf dem Coast to Coast Walk im Norden Englands begonnen. Der Weg führt auf knapp 300 km von der Nordseeküste zur Küste der irischen See. Gut, streng genommen geht es eigentlich in die andere Richtung, aber ich bin bewusst "rückwärts" gegangen um den großen Reisegruppen aus dem Weg zu gehen.

Tag 1 - 13 km - Robin Hood’s Bay - Fylingdales Moor

Deshalb war mein Start in Robin Hood's Bay, einer kleinen Küstenstadt nördlich von York. Von dort ging es einige Kilometer an den hohen Klippen entlang, bevor der Weg ins Landesinnere abbog. Die Landschaft veränderte sich schnell, so dass ich schon bald von einer weiten Moorlandschaft umgeben war. In einem kleinen Waldstück habe ich einen perfekten Campspot gefunden. Tag 1 war nur ein kurzes warmlaufen da ich erst am späten Nachmittag gestartet bin. Meine Gedanken drehten sich in erster Linie um die Vorfreude auf das was noch vor mir lag, aber auch eine gewisse Nervosität. Es war schließlich die längste Wanderung die ich bisher am Stück versucht habe. Wird diesmal alles nach Plan Laufen? Wie werde ich auf die dauerhafte Belastung reagieren? Hab ich nach einer Woche überhaupt noch Bock weiter zu gehen?

Tag 2 - 33 km - Fylingdales Moor - Lion’s Inn

Am zweiten Tag führte der Weg erst wieder über einige Felder (das sollte sich noch ein oder zwei Mal wiederholen) bevor er einem Bach durch ein dichtbewachsenes Tal folgte. Nachdem ich mich von dort in die Moorlandschaft hochgearbeitet habe, konnte ich einen letzten Blick auf die Nordsee werfen. Von dort ging es größtenteils über breite Feldwege durch die North York Moors. Die Landschaft ist geprägt von weitem Heideland. Oft kann man schon die nächsten 5km des Weges am Horizont sehen. Es verändert sich nicht viel, dafür hat man mehr Zeit zum Nachdenken. Im Laufe des Tages habe ich außerdem Elmar und Jochem getroffen. Die beiden sind den C2C in die andere Richtung gegangen und waren damit schon fast am Ziel. So gerne ich allein unterwegs bin, ist es trotzdem schön sich auszutauschen. Nach gefühlt endlosen Schotterwegen durch das Moor, bin ich am Abend am Lions Inn angekommen. Ein Pub mitten im Nirgendwo.

Tag 3 - 30 km - Lion’s Inn - Park House

Der dritte Tag auf dem C2C war rückblickend wahrscheinlich für mich der Beste auf der gesamten Wanderung. Ich hatte mich eigentlich auf einen weiteren Tag in der eintönigen Moorlandschaft eingestellt. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Lions Inn, ging es auch erstmal durchs Moor, was den Vorteil hatte dass ich schon schnell die ersten 15km hinter mir hatte, trotz des späteren Starts. Plötzlich wich die Moorlandschaft einem langen Kammweg, welcher wiederum in einen satten grünen Wald mündete. Permanente Aussicht, Klettereinlagen an den Wainstones, ein dramatischer Sonnenuntergang und Tierbegegnungen haben diesen Abschnitt für mich unvergesslich gemacht. Abends bin ich am Park House, in Ingleby Arncliffe, angekommen. Dort hatte ich noch eine nette Unterhaltung mit den Inhabern und konnte ganz allein bei ihnen auf der Wiese zelten. An diesem Tag habe ich mich richtig gut gefühlt, ich hatte das Gefühl in der Wanderung angekommen zu sein. Der erste Abschnitt war geschafft, von nun ging es in das Farmland der Yorkshire Dales.

Tag 4 - 33 km - Park House - Hildyard Arms

Tag 4 auf dem Coast to Coast Walk war eine Durchschlageübung. Der Weg war fernab der Nationalparks mitten in der englischen Landwirtschaft angekommen. Hier trifft man fast ausschließlich Leute die auch auf dem C2C unterwegs sind. Dementsprechend war der Trail stellenweise komplett überwachsen. Er führt über Kuhweiden mit aggressiven Bullen, entlang Stacheldraht, über Bahnschienen und Autobahnen (ohne Brücke). Teilweise muss man auch durch enge Dornenhecken kriechen. Es ist heiß und windstill. Alles riecht nach Kuhscheiße. Kein Wunder, dass sich das die anderen Touristen nicht antun. An diesem Tag wollte ich mich eigentlich bis Richmond durchbeißen, aber der Pub the Hildyard Arms kurz vor der Stadt hatte sich als passende Ausrede angeboten. Zelten war kostenlos, Bier war lecker, Pizza gab's ans Zelt geliefert, die war nicht lecker.

Tag 5 - 21 km - Hildyard Arms - Reeth

Am fünften Tag bin ich angeschlagen aufgewacht. Am Vorabend hatte schon leichte Halsschmerzen, morgens dann alles weitere was zu einer Erkältung gehört. Deshalb habe ich es ruhig angehen lassen, mir in Richmond erstmal einen Yorkshire Tea gezogen und die wenig spektakulären ca. 20km bis Reeth abgespult. Außer frische Gülle auf den Feldern, habe nicht viel erlebt und konnte mich etwas eher ausruhen. Kein Bock zu schreiben, kein Bock zu filmen. Ich fühlte mich schwach und müde, hatte aber die Hoffung, dass es mir schnell besser gehen wird.

Tag 6 - 30 km - Reeth - Nine Standards

Am sechsten Tag ging es in die Yorkshire Dales. Die Landschaft wurde wieder hügelliger und das Wetter war nach wie vor super. Ich war immer noch angeschlagen, musste aber trotzdem in Richtung Kirkby Stephen, da ich dort ein Hotel für den nächsten Tag ein Hotel gebucht hatte. Also machte ich mich auf die verbliebenen 37km zum Zwischenziel und lief dabei durch wunderschöne Taler und kleine Dörfer die wie von der Außenwelt abgeschnitten wirkten. Gegen Abend habe ich den Aufstieg zum höchsten Punkt des ersten Abschnitts erreicht. Durch eine sumpfige Moorlandschaft ging es hoch zu den Nine Standards. Je höher ich kam, je doller wurde der Wind. Oben angekommen war ich von Krankheit, Untergrund und Wind ziemlich gebrochen. Deshalb habe ich mich entschieden so schnell es geht einen Zeltplatz zu finden der eben genug ist, aber wenigstens nicht völlig im Wind ist, um wenigstens eine Chance auf Schlaf zu haben.

Tag 7 - 7 km - Nine Standards - Kirkby Stephen

Die Nacht auf dem Berg war windig und kalt. Außerdem hat mich am Morgen der Nebel eingeholt. Langsam habe ich meine Sachen gepackt und bin bergab getrottet. Der Weg war einfach, hat sich aber gezogen, obwohl es nur knapp 7km bis Kirkby Stephen waren. Ich merkte dass ich eine Pause brauche. Das merkte ich vor allem dadurch, dass meine Konzentration nachgelassen hat und ich meine Kamera in einen Sumpf geschmissen habe. Am Nachmittag konnte ich mein Zimmer im Black Bull Hotel beziehen und war ganz guter Dinge, dass es mir bald besser gehen würde…

Fortsetzung folgt.

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